Kritik an Katar

WM hat viele Facetten

Der AWO KV Münster und die CIR luden zu einer Diskussionsveransltung über die WM in Katar.

Gut 50 Menschen folgten der Einladung der Arbeiterwohlfahrt Münster und der Romero-Initiative in die Kneisterei Münster zu einem Diskussionsabend über die „Winter-WM“ in Katar. Gekommen waren Referent:innen mit unterschiedlicher, aber profunder Expertise, die jeweils ihre Sicht auf einen Teilaspekt der WM-Kritik vorstellten.

Dietrich Schulze-Marmeling, Mitinitiator von „Boykott Katar“ und Fußballautor und -historiker, zeichnete ein düsteres Bild der Seilschaften in den internationalen Fußballverbänden. Die WM zu boykottieren sei zwar eine harte Forderung, jedoch müssten die Vergabepraktiken gestoppt werden.

Michael Scheffler betonte die lange Tradition der Arbeiterwohlfahrt in der Solidarität mit Arbeiter:innen weltweit, insbesondere durch AWO International. Er verurteilte die durch das Kafala-System begünstigten Arbeitsbedingungen in Katar, wo etwa durch das Abnehmen des Passes oder die monatelange Einbehaltung von Lohn Arbeiter:innen in vollständiger Abhängigkeit gehalten werden.

Christoph Sträßer, Präsident des SC Preußen Münster und für die SPD lange Jahre im Bundestag mit Menschenrechten befasst, betonte die Verantwortung der Fußballfunktionäre. „Es ist verlogen und bigott zu sagen, Politik und Sport gehörten nicht zusammen“, befand er. Seiner Meinung nach hätte der Protest gegen die Vergabe der WM an Katar bereits 2010 starten müssen. Die Protestbewegung habe sich jedoch erst langsam entwickelt.

Sandra Dusch-Silva von der Romero Initiative befasste sich mit dem Aspekt der Lieferketten in der Sportartikelindustrie. So zeigte sie auf, dass bei einem Endpreis von 90 Euro je Trikot gerade 90 Cent an die Näher*innen gehe. Sie kritisierte insbesondere Adidas als Hauptsponsor bei der WM in Katar.

Marcus Geßler, Gastronom aus Münster und Inhaber der Kneisterei, erklärte seine Gründe, in seinen Lokalen keine WM-Spiele zu zeigen. „Wir müssen jetzt Flagge zeigen und zumindest etwas den Kommerz aus dem Fußball herausbekommen“, forderte er. Allerdings zeigte er auch Verständnis für Kolleg:innen, deren Geschäftskonzept die Übertragung von Sportveranstaltungen beinhaltet. Für diese sei ein Boykott, auch mit Blick auf die anderen derzeit schwierigen Rahmenbedingungen, schwierig.

In der lebhaften Diskussion nach den Beiträgen entwickelte sich die Stimmung von interessiert bis empört. Neben den Referent:innen nahm auch das Publikum rege teil. Insgesamt deuteten auch die Rückmeldungen auf einen gelungenen und informativen Abend.